Es gibt Tage, die so mies sind, dass nur noch Musik helfen kann. Laute, rockige Musik! Andreas Babiak hat sich mit schlechter Laune in sein Auto gesetzt und eine Platte der New Yorker Band Yeah Yeah Yeahs eingelegt. Den Motor gestartet, die Lautsprecher auf Anschlag und los geht's:
Schrille Töne, dann ein kraftvoller, tiefer Gesang, der sich zu einer schrägen Frauenstimme verändert. Das Schlagzeug geht ins Ohr. Eine harte Gitarre schmettert zusammen mit dem Beat einen eingängigen Headbanger-Tune daher. Der Gesang wird klarer, sucht sich die Zwischenräume, in die er hinein sticht. Viel zu schnell ist das frische und rockige Lied "Rich" zu Ende, der Kopf wird langsam freier, und man wünscht sich weitere laute Musik, zu der man fröhlich mitschreien kann. Und es geht weiter! Der Gesang setzt ein, dann die Gitarre, und das Schlagzeug regt zum Mittrommeln an. Die Lieder sind gut arrangiert; Gesang, Gitarrenparts, laute Schreistellen und ruhigere Passagen sind perfekt aufeinander abgestimmt.
Die Yeah Yeah Yeahs kommen aus New York und machen seit 2000 gemeinsam Musik. Zunächst nur als Duo. Frontfrau mit der schrägen und rockigen Stimme ist Karen Orzolek (Karen O) und an ihrer Seite gibt Gitarrist Nicholas Zinner alles. Ergänzt werden die beiden durch den erst später dazugestoßenen Schlagzeuger Brian Chase. Die Einordnung der Musik ist – wie bei den meisten Bands – schwer, mancher spricht von Indie- oder Garage-Rock, andere von Art-Punk. Für mich sind sie ein Rettungsanker an grauen Tagen: harter Gitarrensound mit tollen Beats.
Das Debüt der Band überzeugte nicht nur mich, denn "Fever to Tell" wurde auch für einen Grammy nominiert und über eine Million Mal verkauft. "Show Your Bones" und "It's Blitz!" waren die nächsten beiden veröffentlichten Alben, die nahtlos daran anknüpfen, was der Erstling versprochen hatte. Das letztere war allerdings elektronischer und versuchte, neue Einflüsse in den Sound einfließen zu lassen. Die exzentrische Karen O rockt die Bühnen in ihren schrillen Outfits, wie keine andere. Es könnte fast ein Wettstreit sein, den sie gegen ihren Fans bestreitet, die auf der anderen Seite wild tanzen.
Mittlerweile spielt die CD weniger eingängige Stücke, die jedoch mit ihren Gitrarrenriffs und der passenden Stimme immer noch überzeugen. Man trommelt mit, schüttelt den Kopf – vielleicht ist gerade das so erholsam? Die Musik, die über die Anlage zu mir schallt, wird ruhiger. Eine Therapie-CD? Zunächst die knallharten Rocksongs, dann eine Fokussierung auf Gitarrensounds und weniger auf Percussions, aber immer noch fetzig und wohltuend. Meistens geht es in den Liedern um Zwischenmenschliches.
Mein Ziel liegt vor Augen, die CD – auf der Kellerrock, Hits und Durchschnittslieder vereint sind – spielt die letzten Töne des eher ruhigen Hits "Maps", der sogar von Florence and the Machine gecovert wurde. Dann scheint sie zu Ende zu sein. Ich parke, schnalle mich ab und will den Motor abstellen, als mich nach einigen Sekunden Stille noch ein Ghost-Song überrascht. Ich steige aus, mein Kopf ist frei und auch der einsetzende Regen fühlt sich auf einmal gut an. Für mich hat ein neuer Tag angefangen! Yeah, Yeah, Yeah! (ab)